Der spirituelle Weg
Die Ausstellung Der spirituelle Weg im Museum Villa Mondriaan widmet sich der religiösen Suche des Künstlers Piet Mondriaan. Glaube und Spiritualität spielten in seinem Leben und in seiner Kunst eine große Rolle. Der spirituelle Weg wurde von Gastkonservator Benno Tempel (Direktor des Gemeindemuseums Den Haag) zusammengestellt und ist vom 21. September 2018 bis zum 3. März 2019 zu sehen.
Die Ausstellung konzentriert sich auf Mondriaans Jahre in Winterswijk und Amsterdam, in denen sich Mondriaans geänderte Lebenseinstellung zeigt und in seiner Malerei immer mehr Gestalt einnimmt. Für Benno Tempel sind diese frühen Jahre von großer Bedeutung: „Sein Wechsel in die Hauptstadt symbolisiert seine Geburt als Künstler und das Sich-Lösen von seiner Erziehung.” Die Besucher können schrittweise sehen, wie Mondriaan durch seine Gemälde und Zeichnungen seinen eigenen spirituellen Weg festlegt, aber auch durch Fotos des Künstlers selbst und durch historische Objekte, wie dem Taufbuch von Mondriaan. Die Ausstellung verschafft einen Eindruck der faszinierenden Zeit, in der die Spiritualität in Mondriaans Leben zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Mondriaans religiöser Lebensweg
Der Glaube war für den Künstler Piet Mondriaan (1872 – 1944) unbestreitbarer Teil des Lebens. Der protestantisch-christliche Glaube wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Im Calvinismus findet er jedoch nicht den für ihn richtigen Weg. Als Mondriaan zum Studium an die Reichsakademie in Amsterdam geht, lässt er sich von Glaubensüberzeugungen beeindrucken, die von der Religion weiter entfernt sind. Die Theosofie fasziniert Mondriaan besonders. Unter dem Einfluss dieser religiös-philosophischen Strömung verlegt er seinen Focus von einem Gottglauben hin zu einer spirituellen Lebenshaltung, was sein Interesse u. A. an Yoga, Meditation und Vegetarismus weckt.
Bild: Piet Mondriaan, Kindje, 1900-1901. Sammlung Kunstmuseum Den Haag.
Spiritualität in Mondriaans Kunst
Mondriaans religiöser Weg äußert sich in seiner Kunst. In seinen ersten Zeichnungen und Gemälden kommt oft die Kirche vor. Die Jakobskirche in Winterswijk, die die Familie Mondriaan von ihrer Wohnung am Zonnebrink sieht, hält Mondriaan auf verschiedene Arten fest. Es fällt auf, dass Mondriaan mit der Darstellung eines Baumes im Vordergrund experimentiert, wodurch die Kirche nicht die Hauptrolle spielt, sondern sogar in den Hintergrund rückt.
Zu Beginn seiner Zeit in Amsterdam enthält Mondriaans Werk häufig noch christliche Themen, doch seine späteren Amsterdamer Gemälde zeigen sein Interesse an anderen Lebenseinstellungen als dem christlichen Glauben. In Mondriaans Gemälde Zwei Figuren (1908-1909) zeigt sich deutlich der Einfluss der Theosofie. Der Mann auf dem Gemälde sieht den Betrachter entschlossen direkt an, die Frau hingegen hebt ruhig mit geschlossenen Augen ihren Kopf, nach dem theosofischen Ideal des Göttlichen strebend.
Mondriaans Vorliebe für einen spirituellen Lebensstil lässt ihn permanent nach Harmonie, Rhythmus und Balance in seinem Leben und seiner Kunst suchen. Dieser Drang führt letztendlich zu seinen abstrakten Werken mit geraden Linien und Primärfarben, womit er weltberühmt wurde.
Gastkonservator Direktor des Gemeindemuseums Den Haag
Benno Tempel, Direktor des Gemeindemuseums Den Haag, ist Gastkonservator dieser Ausstellung. Mit fast 300 Werken besitzt das Gemeindemuseum Den Haag die größte Mondriaan-Sammlung der Welt. Für Der spirituelle Weg hat Benno Tempel eine Auswahl an Gemälden und Zeichnungen zusammengestellt, die die Geschichte von Mondriaans religiöser Suche treffend darstellen. Benno Tempel: „Die Geschichte der spirituellen Entwicklung Mondriaans ist vor allem eine Geschichte der persönlichen Entwicklung des Künstlers. Mondriaan geht weg von der Tradition, in eine unbekannte Zukunft.”
Bild: Piet Mondriaan, Twee chrysanten, ca 1899-1900. Sammlung Kunstmuseum Den Haag.
Bild oben rechts: Piet Mondriaan, Zelfportret, 1908. Sammlung Kunstmuseum Den Haag.