Madonna am Meer
Jan Toorop | Madonna am Meer | Datierung Original: 1924
Anonym: “Mein Großvater war ein orthopädischer Instrumentenbauer. Er gründete sein Unternehmen in der Hoogstraat in Rotterdam. Er heiratete 1880 in ‘s-Hertogenbosch und ließ sich dann dauerhaft in Rotterdam nieder. Seine Familie bestand aus vier Kindern. Bei der Geburt des fünften Kindes verlor mein Großvater seine Frau. Alle Kinder wurden in katholischen Internaten erzogen.
Die jüngste Schwester meines Vaters, meine Tante, wohnte in einer Wohnung am Stationsingel in Rotterdam. Dieser Druck hing über der Tür in ihrem Wohnzimmer. Meine Tante war Sekretärin bei einer amerikanischen Handelsgesellschaft, die eine Niederlassung in Rotterdam und Batavia hatte. Sie war die rechte Hand des Direktors und sprach drei Sprachen: Englisch, Deutsch und Französisch. Meine Tante war eine sehr unternehmungslustige Frau. Um 1930 machte sie viele Reisen nach Belgien und Deutschland. Mit einem Reiseclub besuchte sie auch Rom, wo sie den Papst persönlich traf.
Im Jahr 1965 starb meine Tante. Ich habe den Druck von ihr geerbt. Der Druck war schon immer in der Familie, aber vielleicht kam er durch die Handelsgesellschaft, in der meine Tante arbeitete, in ihren Besitz. Wir haben den Druck immer behalten, aber er hängt nicht an der Wand. Der katholische Glaube ist verblasst. Um ehrlich zu sein, gefällt mir der Druck auch nicht besonders gut. Ich mag die Art und Weise, wie Maria als Frau dargestellt wird. Der obere Teil ist schön. Aber ich finde es seltsam, wie das Jesuskind dargestellt wird. Sein Gesicht ist schön, aber es ist eher ein Mädchengesicht geworden. Ich kann Jesus darin nicht entdecken.”
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Toorop war besonders an der Darstellung der Mutter mit Kind interessiert. In den letzten Jahren seiner künstlerischen Laufbahn stellte er mehrmals die Mutter Gottes mit dem Christuskind dar. Dieser Druck, Madonna am Meer, aber auch Weißt du nicht, dass ich bei meinem Vater sein sollte, Madonna mit Kind und Madonna mit rotem Haar sind Beispiele dafür.