Inspiration

Jan Toorop | Inspiration | Datierung Original: 1920

Otto Liem: “Diese Reproduktion gehörte einst meiner Mutter. Sie hat es in den fünfziger Jahren aus Niederländisch-Ostindien in die Niederlande gebracht. In unserem Haus hing es im Flur, aber jetzt in meinem eigenen Haus hängt es im Obergeschoss. Der Druck kam nach dem Tod meiner Mutter in meinen Besitz. Es spricht mich an, weil ich den Spruch “Höre, sehe und rede nichts Böses” abgebildet sehe.”

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Jan Toorop war ein sehr guter Freund des Dichters Pieter Cornelis Boutens. Diese Freundschaft manifestierte sich sowohl in den Gedichten von Boutens als auch in den Kunstwerken von Toorop. Boutens schrieb einige seiner Gedichte, wie z.B. ‘Sterne’, speziell für Toorop, und auch später ließ er sich von Toorops Werk zu seinen Gedichten inspirieren. Umgekehrt ließ sich Toorop auch von Boutens’ Worten bei der Schaffung seiner Kunst inspirieren.

Das Gedicht ‘Nachtstille’ aus Boutens’ Sammlung Vergessene Lieder von 1909 wird oft neben Toorops Druck Inspiration platziert. Es ist durchaus möglich, dass einer der beiden Männer von den Worten oder den Pinselstrichen des anderen inspiriert wurde.

Nachtstille

Sei still, sei still: auf silbernen Füßen

Stille schreitet durch die Nacht,

Stille, die die Göttergrüße

Sendet an niedrigen Wächter …

Was Seele zu Seele nicht sprechen konnte

Durch das dünne Murmeln der Tage,

Spricht aus dem Himmel,

Bereit wie ein Stern ins Licht zu brechen,

Ohne Flecken von Sprache oder Zeichen

Gott in jedem von uns.