de
nl de en
Geöffnet von Dienstag bis Sonntag | 11:00 bis 17:00 Uhr
Tickets kaufen

Das Gebet

28 Apr 2021

Jan Toorop | Das Gebet | Datierung Original: 1927

Thijs van Beem: “Seit der Ankündigung der Toorop-Ausstellung im Museum Villa Mondriaan habe ich mich in den letzten Monaten intensiver mit diesem Künstler beschäftigt. Jan Toorop interessierte mich noch mehr, weil er eine Zeit lang in Winterswijk gewohnt hat, auf dem Zonnebrink, schräg gegenüber dem Haus, das jetzt unser Museum ist. Er besuchte die HBS und wurde unter anderem von dem Zeichenlehrer Schut unterrichtet, der auch Piet Mondriaan unterrichtete.

Im Internet werden viele Drucke von Toorop angeboten. Dieses hier hat mich am meisten angesprochen: farbenfroh, eine mystische Atmosphäre, auch wegen des schönen Regenbogens, aber nicht so “streng” religiös wie viele seiner anderen Werke aus dieser Zeit. Was mir an diesem schönen Selbstporträt besonders auffiel, waren die fein detaillierten Hände.”

“Das letzte Selbstporträt, das Toorop anfertigte, verarbeitete er 1927 in der Zeichnung Das Gebet. Wir sehen den nun grauhaarigen Künstler von hinten, die Hände erhoben, ein Kruzifix umklammernd; vor ihm auf einem Rednerpult liegt eine aufgeschlagene Bibel. Während Toorop ins Gebet vertieft ist, erscheint die Christusfigur, die rechte Hand gewissermaßen, die linke Handfläche zeigt das Stigma. Toorop platzierte Christus innerhalb der vagen Konturen eines Fensters und umgab seine Erscheinung mit einem Regenbogen, wie in Golgatha und natürlich in der Zeichnung Der Regenbogen, auf die der Dichter P.C. Boutens ein Gedicht schrieb. In diesen Zeichnungen hat das atmosphärische Phänomen immer eine positive Konnotation, verbunden mit einer göttlichen Erscheinung oder Verheißung. Auch Toorop verwendet den Regenbogen mehrfach in seinem Frühwerk. Dort hat es fast immer eine negative Bedeutung, wie in La femme éternelle, Linienspiel, die Ankunft der neuen Kunst, und Tote Nonne, von zwei Frauen beweint. Toorop selbst spricht dann von einem “Höllenbogen”. In seiner späten Symbolik verwendet Toorop jedoch die Bedeutung nach dem Alten Testament, wo der Regenbogen ein Zeichen für den Bund mit Gott ist. Ein prägnanterer Wechsel der Symbolik in Toorops früher und später Symbolik ist kaum denkbar”.

Wollen Sie mehr wissen? In dem Buch Jan Toorop: Der späte Symbolismus (2001) von Harry Kraaij und William Rothuizen finden Sie mehr Informationen über die versteckte Symbolik hinter Toorops Werken.

Zurück zur Übersicht